26.02.24_nr5_Perfektion
Ich fühle mich unfertig. Jeden Tag. Immer und immer wieder. Mein Streben nach Vollständigkeit ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Von vornherein klein oder groß? Von Vorne herein. Keine Lust weder zu googeln noch zu duckduckgoen. Wenn etwas Neues beginnt breitet sich in mir eine Vorfreude aus. Sie kribbelt und ich mache mir allerlei Vorstellungen vom fertigen Ergebnis. Von der Wucht und der Lebendigkeit des geschaffenen Werks, das mir Ruhm und Ehre einbringen wird und von dem ich voll Stolz berichten werde wie viel Mühe und Konzentration es mich gekostet hat. Diese Träume nehmen ein jähes Ende. Sobald ich vor dem leeren Blatt sitze. Dann gilt es die Hemmung zu Überwinden, loszuzeichnen, mit den Fehlern umgehen. Nein. Sie lieben lernen. Geschwafel der Selbtoptimierungsfanatik. Der ich anheim gefallen bin. Sagt man das so? Schreibt man das so? Und frau? Ich vergesse regelmäßig wozu ich mich hingesetzt und anfänglich konzentriert habe. Die möglichen Abzweigungen sind zu vielfältig und zu verlockend. Die Verzettelung perfekt. Mein Storyboard für mein neuestes Projekt ist Ausdruck des Fehlens eines fixen Plans. Ich wurschtle mich durch. Und versuch den Faden irgendwie im geistigen Auge zu behalten. Vielleicht ist der Anspruch etwas vollenden zu wollen der am meisten lähmende Faktor von allen. Vielleicht sind meine Skizzen hässlich und sollten nie von jemanden gesehen werden. Vielleicht sollte ich mich aber auch einfach selbst austricksen und genau sie veröffentlichen. Vielleicht bin ich genau dazu berufen: Unfertiges als fertig zu erklären. Und mit jeder Unfertigkeitserklärung lässt der Druck ein Stück mehr nach. Gibt es schon ein Gütesiegel für so etwas?